ROMONTSCH Sprache umschalten DEUTSCH

Lag Tiert

Der Lag Tiert liegt am südwestlichen Rand der Abflachung von Staderas, knapp westlich der Grenze zwischen Flims und Laax, in unmittelbarer Nähe des Laaxerbaches, und ist vollständig von Bäumen umgeben. Sein Name bedeutet: der krumme/gebogene See. Der Seespiegel befindet sich auf 1102 m ü.M.

Es handelt sich um einen Quelltrichter von etwa 50 m Durchmesser, dessen Überlauf sich mit trübem, kaltem Wasser in den Laaxerbach ergiesst. Bis vor dem Bau der Umfahrung Flims schüttete die Quelle Lag Tiert ganzjährig, im Winter mindestens 200-300 l Wasser pro Sekunde, im Mai/Juni, am Ende der Schneeschmelze, maximal bis 1500 l pro Sekunde. Die tiefe Temperatur von 5° C. (Laaxerbach 10-12° C.) lässt darauf schliessen, dass das Wasser von weit oben im Gebirge direkt zufliessen muss (21).


Lag Tiert Foto R. Zuber

Die Ebene von Staderas ist mit Bergsturzmasse des grossen Flimser Bergsturzes überdeckt. Diese ist hier sehr kompakt und für Wasser praktisch undurchlässig. Darüber befindet sich Schwemmmaterial bzw. Schutt des Laaxerbaches. (02)

Unter der Bergsturzmasse steht eine mächtige Schicht aus Malmkalk (Quinten-Kalk) an. Darin befindet sich das ausgedehnte Karstsystem Vorab-Sur Crap-Lag Tiert (19, 02). Die Karströhren sammeln das Wasser von der Karstoberfläche und führen es durch das Innere des Berges zu den Quellen. Sie dienen damit als Sammel- und Abflusskanäle. Da Wasser im Karst nicht einfach durch Röhren geleitet, sondern im Massiv auch in Klüften und Poren gespeichert wird, verfügt das Karstsystem über einen mehr oder weniger ausgedehnten Grundwasserspeicher. Dieser Karst-Speicher tauscht mit den Röhren Wasser aus (22).

Einer der Abflusskanäle stösst beim Lag Tiert ganzjährig als Quelle an die Oberfläche, weil dort die kompakte Bergsturzmasse eine sehr geringe Mächtigkeit aufweist (19). Weitere Quellen befinden sich beim Lag Prau Pulté, im Bereich des Laaxerbaches und bei Flims Dorf. Diese Quellen laufen nur über, wenn im Berg viel Wasser fliesst, also während der Schneeschmelze und bei grösseren Regenfällen im Sommer und Herbst. (02)

Genügend Wasser im ausgedehnten Karstsystem bedeutet einen erhöhten Wasserdruck und damit Füllung auch jener Röhren mit etwas höher liegenden Karstquellen. Anhand von Modellen wurde berechnet, dass der Lag Prau Pulté überfliesst, sobald die Quelle Lag Tiert etwa 700 l pro Sekunde schüttet (19). Somit kann der Lag Prau Pulté als Überlauf des Lag Tiert-Röhrensystems bezeichnet werden.

Der Lag Prau Pulté ist hauptverantwortlich für die saisonale und ausreichende Füllung des Caumasees. Wenn der See voll ist, fliesst das Wasser vorwiegend über den Pultébach ab. Es erreicht den Lag Prau Tuleritg und füllt über das Grundwasser innerhalb der Bergsturzmasse unterirdisch den Caumasee. Ein Teil des Pulté-Wassers versickert neben dem Pultébach in der Bergsturzmasse und fliesst direkt als Grundwasser dem Lag Prau Tuleritg zu. Der Caumasee wird zusätzlich zu einem geringeren Teil auch durch örtliche Schneeschmelze und durch Niederschlagswasser gespiesen (19).

Mit dem Bau des Umfahrungstunnels von Flims wurde im Oktober 2002 eine Karströhre durchschnitten, welche direkt zum Quellaufstoss des Lag Tiert führt. Dadurch fällt der kleine See im Winter manchmal trocken, während aus der neuen Tunnelquelle ganzjährig Wasser fliesst. Davon betroffen ist der Quellaufstoss Lag Prau Pulté, welcher dadurch erst später und weniger lang schüttet und somit den Grundwasserzufluss zum Caumasee nur noch in reduziertem Masse beliefert. Ebenfalls davon betroffen ist der ursprüngliche Überlauf des Lag Tiert (19).

Zwischen dem Abfluss (Überlauf) des Lag Tiert und dem Laaxerbach (Ual da Mulin) wird das Wasser über ein Tirolerwehr (Fallrechen) gefasst und via Druckleitung zur Zentrale des kleinen Kraftwerks Lag Tiert beim Stausee Ual da Mulin (Lag Isla) geführt. Dieses ist seit 28. April 2010 in Betrieb. Es befindet sich auf 1061.14 m ü.M. und ist mit einer Durchströmturbine ausgerüstet, welche ein Bruttogefälle von 18.16 m ausnützt. Die Turbinenleistung beträgt 109 kW. Das Werk ist auf eine Ausbauwassermenge von 850 l pro Sekunde ausgerichtet. Es wird eine Nettoenergieproduktion von durchschnittlich 370 MWh pro Jahr erwartet (15).


Überlauf des Lag Tiert, mit Tirolerwehr. Foto R. Zuber